Atmosphären
Kunst, Klima- und Weltraumforschung
Der mobile Pavillon spannt den Bogen vom Regionalen zum Planetaren; er sensibilisiert für das, was uns selbstverständlich umgibt: Atmosphären. Die Ausstellung zeigt junge Kunst und neueste Forschung zu Atmosphären und fragt nach lebensfreundlichen Bedingungen in Zeiten des Klimawandels. Der Pavillon bietet einerseits einen Projektionsraum, in dem Video-Raum-Klanginstallationen an Wand und Boden zu sehen sind, er dient andererseits als Informationsträger.
10 Video-Kunstbeiträge werden im Projektionsraum des Pavillons präsentiert: Es sind Auftragswerke von 17 Künstler*innen mit Steiermark-Bezug aus 9 Ländern (Österreich, Deutschland, Bosnien, Serbien, Israel, Vereinigte Staaten, Kanada, Costa Rica, Brasilien)
Idee und Umsetzung: Alexander Kada (Kadadesign/Kadaconcept)
Kuratorin: Astrid Kury
Künstler*innen: bildende Kunst und Komposition/Sound Art
Azra Akšamija (BiH/AT/US) & Dietmar Offenhuber (AT/US)
Benedikt Alphart (AT) & Adina Camhy (AT)
Michaela Grill (AT/CAN)
Markus Jeschaunig (AT)
Rainer Kohlberger (AT/DE) & Peter Kutin (AT)
Gudrun Krebitz (AT/DE)
Ralo Mayer (AT)
Muntean/Rosenblum: Markus Muntean (AT) & Adi Rosenblum (IL/AT)
Kay Walkowiak (AT)
Richard Wilhelmer (AT/DE) & Sonja Mutić (AT/BiH/SRB/US/CR)
Kunstprojekt für Kinder: Silvana Beraldo (BR) & Daniela Brasil (BR/AT)
Azra Akšamija & Dietmar Offenhuber:
Navigating the Sky
Azra Akšamija, * 1976 in Sarajewo, Künstlerin und Architekturhistorikerin, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in der Steiermark, studierte Architektur an der TU Graz (Diplom 2001), lebt und arbeitet in Cambridge, USA. Sie ist Direktorin des MIT Future Heritage Lab und außerordentliche Professorin am MIT Department of Architecture, Program in Art, Culture and Technology in Massachusetts, USA. Die Künstlerin beschäftigt sich mit kulturellen und politischen Konflikten am Beispiel von Diversität, Ausgrenzung und Unterdrückung und dem Erhalt der Vielfalt indigener Wissensformen.
Dietmar Offenhuber, * 1973, künstlerischer Partner von Azra Akšamija, lebt und arbeitet in Boston, USA. Dozent und Leiter des MFA-Programms für Informationsdesign und Visualisierung an der Northeastern University in Boston. Promotion am MIT Department of Urban Studies and Planning und Studium am MIT Media Lab in der Sociable Media Group. Seine Forschungsbereiche umfassen soziokulturelle Aspekte städtischer Infrastruktur sowie die Rolle digitaler Technologien im politischen Diskurs. Er war Research Fellow am MIT Senseable City Lab, Key Researcher am Ludwig-Boltzmann-Institut für Medienkunstforschung sowie Professor an der Fachhochschule Hagenberg und an der Kunstuniversität Linz.
Azra Akšamija und Dietmar Offenhuber vereinen in ihrem Video zwei unterschiedliche Wissenssysteme zur Erkundung des Himmels. Der erste Teil beschreibt eine indigene Perspektive auf die Welt und ist nach einem hawaiianischen Seevogel benannt. Die verwendeten Zitate stammen von Nainoa Thompson, der die polynesische Seefahrt anhand des „Sternenkompasses“ pflegt und beherrscht. Die begleitende Bilderwelt ist mithilfe einer KI entwickelt. Der zweite Teil zeigt ein galaktisches Panorama des gegenwärtigen Wissensstands zu Himmelsobjekten, verortet auf dem Bild der nicht entzerrten Milchstraße und begleitet von einer Sonifikation.
Basis hierzu ist die Datenbank SIMBAD, in der alle jemals erschienenen Informationen zu astronomischen Objekten in der Milchstraße verzeichnet sind. Überraschenderweise bilden sich die Medien der Erforschung im Datenbild klar erkennbar ab, wie etwa die Bildsensoren des Kepler-Teleskops.
Adina Camhy: Passage
Kompositionsauftrag: Benedikt Alphart, in Zusammenarbeit mit IEM/KUG und Schallfeld Ensemble
Adina Camhy, * 1987 in Graz, lebt und arbeitet in Graz und Wien. Sie ist eine multidisziplinär arbeitende Künstlerin, die sich in einem breiten Spektrum zwischen künstlerisch-wissenschaftlicher Forschung, Film, Sound und Performance bewegt. Ausgehend von präzisen Beobachtungen des Bestehenden und in narrativen Ansätzen widmet sie sich Themen wie Erinnerungspolitik, Repräsentation und dem Politischen im Öffentlichen und Privaten.
Benedikt Alphart, * 1998 in Wien, lebt und arbeitet in Graz als Komponist und Computermusiker. Seit 2017 Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Seine künstlerische Praxis findet in enger Verbindung mit seiner Faszination für Tonaufnahmen statt – ob im Feld oder im Studio. Die dabei aufgenommenen Klänge finden direkten Eingang in seine Werke, während die bei der Arbeit beobachteten, uns ständig umgebenden akustischen und biologischen Prozesse als Inspiration für den formalen Zusammenhang seiner Klanglandschaften dienen.
Das 360-Grad-Panoramafoto des Mars-Rovers Perseverance der NASA von 2022 ist das bisher größte Bild von der Mars-Oberfläche – ein 2,5 Milliarden Pixel großes Fenster in eine fremde Welt. Adina Camhy erkundet diese Mars-Landschaft, begleitet von assoziativen Notizen im Welterkundungsmedium Smartphone. Im Zentrum stehen geopolitische wie ethische Fragen der Expansion der Menschheit ins All. Mit einer erdähnlichen Vielfalt klanglicher Formen und instrumental-experimentellen Erkundungen, die gemeinsam mit Schallfeld Ensemble (Cello und Flöte) aufgenommen wurden, durchmisst Benedikt Alpharts Komposition den sphärischen Raum.
Bild und Ton folgen ihrer je eigenen Erzählung und fügen sich schlussendlich zu einer facettenreichen Analyse der Beziehung von Mensch und Umwelt, auf der Erde wie im Weltraum.
Michaela Grill: I’m floating in the most peculiar way
Sound: Stefan Németh
Michaela Grill, * 1971 in Feldbach, lebt in Wien und Montreal, Kanada. Studium in Wien, Glasgow und London (Goldsmith College). Seit 1999 produziert sie Film- und Videoarbeiten, Installationen und Live-Visuals. Mit ihren Performances und Screenings ist sie international vertreten, u. a. im MOMA NY, National Gallery of Art Washington, Centre Pompidou Paris, Museo Reina Sofia Madrid, La Casa Encendida Barcelona, ICA London und vielen Kinematheken. Ihre Videos wurden auf über 150 Festivals weltweit gezeigt. 2010 erhielt sie den Outstanding Artist Award des österreichischen Ministeriums für Kunst und Kultur.
Michaela Grill befasst sich bereits seit vielen Jahren mit den politisch-ökologischen Fragen polarer Eislandschaften und ist auch als Künstlerin immer wieder in wissenschaftliche Forschungsprojekte eingebunden. Ihr Video speist sich aus wissenschaftlichem Bildmaterial: Aufnahmen von Planetenoberflächen, von mikrobiellem Leben im Eis sowie von Gefrierätzungen aus dem Aufsprengen von Mikroorganismen im Eis.
Das flirrend-leuchtende Orange und der sonnenähnliche Boden hingegen geben den Eindruck, als würde man durch die glühend heißen Gase eines Exoplaneten schweben und als ob man in das Erleben von heißem Eis, Rubinwolken oder metallischem Regen eintauchen könnte.
Markus Jeschaunig: Electric Atmospheres
Markus Jeschaunig, * 1982 in Graz, lebt und arbeitet in Graz und Graz-Umgebung. Kunst- und Architekturstudium an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz, an der Mimar Sinan Fine Arts University Istanbul und an der Technischen Universität Wien. Er ist Mitbegründer des transdisziplinären Think-tanks „breathe.earth.collective“ (2016). Jeschaunigs künstlerische Arbeiten entfalten sich im Spannungsfeld von Ökologie, Landschaft, Architektur, Technologie sowie öffentlicher Raum und Aktivismus.
Markus Jeschaunig beschäftigt sich in seinem Video mit der gestaltenden Kraft der Blitze und dem schmalen Grat zwischen Schöpfung und Zerstörung. In der Weltraumforschung werden Blitze als Elemente einer Atmosphäre untersucht sowie hinsichtlich ihrer möglichen Rolle für die Bildung der Bausteine des Lebens. Jeschaunig experimentierte für sein Video im Grazer Nikola-Tesla-Labor mit Blitzen.
Bei einem Einschlag in Stahlstaub entstand ein Feuerball mit faszinierenden Strömungsmustern, und durch die hochauflösende Filmkamera mit 2.000 fps wurde es möglich, eine Sekunde Echtzeit in ca. einer Minute Film zu zeigen. Die Szene darauf zeigt Fulgurite oder Blitzröhren aus der Natur.
Rainer Kohlberger: No One Knows
Kompositionsauftrag: Peter Kutin
Rainer Kohlberger, * 1982 in Linz, freischaffender Filmemacher und Videokünstler, lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeiten basieren auf Bildern, die durch Algorithmen erzeugt werden und in Installationen, Experimentalfilme, Visual Music oder A/V-Live-Performances überführt werden. Für seine Arbeit field erhielt er 2011 den ZKM App Art Award für künstlerische Innovation, 2013 den Crossing Europe Local Artist Award für humming, fast and slow.
Peter Kutin, * 1983 in Leoben, lebt und arbeitet in Wien. Seine musikalischen Werke suchen und finden Synergien im Zusammenspiel mit Lichtkunst, Avandgardefilm, Bildhauerei sowie kinetischer Kunst. Sein kollaborativer Ethos führt ihn mit Künstler*innen aus verschiedenen Bereichen zusammen und seine vielschichtigen Arbeiten werden laufend auf internationalen Festivals für Musik-, Film- oder Medienkunst gezeigt.
Wie nähert man sich künstlerisch dem Unvorstellbaren? Vielfach sind es Techniken der Verfremdung, über die sich neue Welten generieren lassen. Rainer Kohlberger arbeitet dazu mit selbstentwickelten Algorithmen und hat so aus wissenschaftlichem Bildmaterial ein dichtes Strömen vielfarbiger Lichtpunkte entstehen lassen. Darin kann nun das Flimmern fremder Atmosphären hineingelesen werden, die Schwingungen von Molekülen, das Rotieren der Planeten oder das Strömen von Mikroorganismen; möglicherweise auch ein bedeutungsgeladenes Rauschen.
Die Komposition von Peter Kutin dehnt dieses flirrende Rauschen mit kreisend-schwebenden Soundelementen auf den Raum aus, die im Ineinandergreifen unterschiedlicher Höhen gleichsam immer neue Durchgänge in das nächste ganz Andere eröffnen.
Gudrun Krebitz: The Absence of Light
Gudrun Krebitz, * in Graz, Künstlerin und Filmemacherin, lebt und arbeitet in Berlin.
Der Fokus ihrer filmischen Arbeiten liegt auf handgezeichneten und animierten Videocollagen, die sowohl dem Experimentalfilm als auch der bildenden Kunst zugeordnet werden können. Sie schloss 2015 ihr Studium am Royal College of Art in London ab und studierte Animation an der Filmuniversität Potsdam-Babelsberg.
Die Filme von Gudrun Krebitz zeichnen sich durch ihren poetischen Blick auf die Wissenschaft aus, mit dem die Künstlerin das weit entfernte Fremde mit dem Sich-selbst-fremd-Sein verbindet. In ihrem filmischen Forschungsgedicht erzählt sie von der Suche nach Leben über das Lichtspektrum ferner Exoplaneten, sie beschreibt die Wolken, die aus Gestein, ja Edelsteinen bestehen, wie es die Forschungen an Atmosphärenmodellen tatsächlich nahelegen, und sie durchmisst die unendlichen Ozeane auf Wasserplaneten, wo die Wellen sich niemals brechen und wo fremdes Leben möglich sein könnte.
Ralo Mayer: Titularium eines weit entfernten Himmelskörpers
Ralo Mayer, * 1976 in Eisenstadt, lebt und arbeitet in Wien. In umfangreichen Recherchen verwebt Ralo Mayer Objekte aus Raumfahrt, Ökologie oder Science-Fiction des Alltags zu vielschichtigen Narrativen und übersetzt diese in medienübergreifende Ensembles zwischen Installation, Film, Text oder Performance. Mayers Arbeiten wurden bei internationalen Ausstellungen, Festivals und Konferenzen gezeigt und mit mehreren Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Msgr. Otto-Mauer-Preis für bildende Kunst 2012. Aus seiner künstlerischen Dissertation zu „Space Un·Settlements“ entstand auch seine momentane Beschäftigung mit Formen und Narrativen von Un·Earthing bezüglich menschlichen Lebens im All.
Ralo Mayer beschäftigt sich seit Langem damit, wie man sich das Leben auf Raumstationen oder Siedlungen im All vorstellt. Sein Sci-Fi-Hörspiel einer extraterrestrischen Expedition zur Erforschung der Atmosphären auf Exoplaneten ist mit fantastischen Wolkenwelten illustriert, die in einem Cloud Tank erstellt wurden – das ist ein analoges Illusionsmedium in Form eines Aquariums, das in den 1970er-Jahren für die Produktion von Science-Fiction-Filmen verwendet wurde.
Die Strömungsmuster erinnern einerseits an das Leuchten der Abendhimmel, das durch vermehrten Schadstoffeintrag verursacht wird, wie sie andererseits Ansichten dichter Wolkenhüllen auf anderen Planeten simulieren.
Muntean/Rosenblum: The Twilight of Our Heart 2
Markus Muntean, * 1962 in Graz, und Adi Rosenblum, * 1962 in Haifa/Israel, bilden seit 1992 gemeinsam das Künstlerpaar Muntean/Rosenblum. Sie leben und arbeiten in Wien. Muntean/Rosenblum erlangten internationale Bekanntheit mit Tableaux vivants in Zeichnung und Malerei – großformatige szenische Kompositionen junger Menschen in naturräumlichen wie urbanen Szenen, die das spezifische Kolorit der Entstehungszeit verdichten und zugleich in eine überzeitliche Reflexion von Existenz und Verortung transponieren. Muntean/Rosenblum waren zuletzt in einer Solo-Show der Albertina Wien zu sehen.
Für die Projektion im Pavillon entwickelten Muntean/Rosenblum das Video „The Twilight of Our Heart“ weiter, bis in die dystopische Welt künstlicher Universen hinein. Das dramatische Panorama mit seinen zeichenhaften Sonnenstrahlen ist nun in „unreal 5“ animiert. Und die Sänger der Motette des spanischen Komponisten Cristóbal de Morales (1500–1553) wurden via „motion capture“ zu Metahumans. Die berührende körperliche Intensität der polyphon singenden Stimmen erzählt vom schicksalhaften Ineinandergreifen des Einen ins Andere.
Dazu schreiten die animierten Wesen wie letzte Menschen hin zur finalen Absperrung und halten dort auf unterschiedliche Weise inne. Es eröffnet sich ein breites Spektrum von Not, Flucht und Vertreibung.
Kay Walkowiak: Life Beyond
Kay Walkowiak, * 1980 in Salzburg, Bildhauer, Fotograf und Videokünstler, lebt und arbeitet in Wien. Studium der Fotografie und Videokunst an der Akademie der bildenden Künste Wien, Bildhauerei & Multimedia, Kunst und Kommunikative Praxis an der Universität für angewandte Kunst in Wien sowie Expanded Expression an der Tokyo Zokei University in Japan. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.
Kay Walkowiak beschäftigt sich in vielen seiner Arbeiten damit, wie Kunst als mögliche Akteurin oder Antriebskraft in diesen großen ökologischen Krisen der Gegenwart wirken kann. Im Akt des ästhetischen Empfindens, so der Künstler, könne ein direktes, intuitives Gefühl dieser lebendigen Verbundenheit entstehen, als Weg zu einem neuen Umgang mit Natur. Das Video stellt Herzschlag und Atem, Leben und Atmosphäre zueinander.
Zu sehen sind Szenen vulkanischer Landschaften, in denen frühes Leben entstanden sein könnte, und über die nahezu körperliche Erfahrung des Herzklopfens wird der Wind, der im Bild über die Felsklüfte der Vulkanlandschaft weht, gleichsam zum Atem der Erde.
Richard Wilhelmer: Mars, Myself and I
Kompositionsauftrag: Sonja Mutić
Richard Wilhelmer, * 1983 in Leoben, lebt und arbeitet in Berlin, war zunächst als Kreativdirektor, Filmemacher und freischaffender Künstler tätig. Im Jahr 2017 gründete er gemeinsam mit Edwin Strauss das Strategieunternehmen Beluga Strategic Design. Ausgehend von Kunst, Film und Video beschäftigt er sich mit dem Wechselspiel von technologischer und kultureller Transformation.
Sonja Mutić, * 1984 in Belgrad, lebt und arbeitet in Costa Rica und Cambridge, Boston (USA). Sie studierte Komposition an der Faculty of Music in Belgrad und an der Kunstuniversität Graz bei Clemens Gadenstätter. Derzeit absolviert sie ein PhD-Studium bei Chaya Czernowin an der Harvard University. Ihre Kompositionen – weite, emotional reiche Klangteppiche, die von einzelnen Instrumenten sanft oder fest gewebt werden – reichen von Stücken für Solo-Instrumente bis zu Werken für Ensembles.
Ausgangspunkt dieser künstlerischen Arbeit sind die vom Astronomen Giovanni Schiaparelli (1835–1910) entdeckten „Marskanäle“, die zum populären Mythos von Marsmenschen beigetragen haben. Etwa 100 Jahre später erwiesen sich diese Kanäle als optische Täuschung: Schiaparelli hatte nur die Venen in seinem eigenen Auge gesehen. Darauf bezugnehmend macht Richard Wilhelmer das Auge zur Schnittstelle einer Reise durch innere Galaxien und außerirdische Landschaften.
Die hochaufgelösten Makro-Aufnahmen seiner Iris wirken im Kontext der Ausstellung wie topografische Aufnahmen der Marsoberfläche. Sonja Mutić intensiviert diese Reise mit knisternden Aufbrüchen, die umweht werden von Winden anderer Planeten, akustischen Simulationen vorbeischießender Objekte sowie Kadenzen des Scheiterns.
Stelen und Außenraum: Kunstprojekt für Kinder
Daniela Brasil, Silvana Beraldo: Kosmische Wesen, komische Welten
Daniela Brasil, * 1975 in Brasilien, Künstlerin, Urbanistin und Forscherin, lebt und arbeitet seit 2010 in Graz.
Sie arbeitet zumeist in partizipativen und kooperativen Projekten im öffentlichen Raum. Ihr Interesse gilt transformativen und emanzipatorischen Lernprozessen, insbesondere im Zusammenhang mit unterdrücktem Wissen und gefährdeten Kulturen. Sie ist Teil des Daily Rhythms Collective und lehrte am Institut für zeitgenössische Kunst an der Technischen Universität Graz.
Silvana Beraldo, Illustratorin, * 1966, lebt und arbeitet in Sao Paulo, Brasilien.
Für das Ausstellungsprojekt „Kosmische Wesen. Komische Welten“ arbeitete Daniela Brasil mit Silvana Beraldo zusammen.
Entwicklung, Umsetzung und Dank:
Entwicklung und Realisierung in Zusammenarbeit mit: Josef Fromm, Georg Hansemann, Bernt Preisegger, Robert Schmid, Philip Schütz, Anela Smajlovič (Betonskulpturen), Andrea Jack-Voigt & Julia Wilfling/ Heidenspass (Textilskulpturen), Selma Kury, Katharina Zvetolec (Grafik)
Unterstützung: Jofro Spielgeräte, Institut für Tragwerksentwurf der Technischen Universität Graz
Danke: Luis Brandl, Helwig Brunner, Mok Buakow, Alexander Dumps, Fatah Farzam, Farhad Ghafori, Flugschule Steiermark, Valentina Gaisberger, Daniel Hutt er, Anett Keszthelyi, Soluna Klug, Anna Lindner, Larissa Matzer, Consuelo Mendez, Kevin Milisits, Anna Neubauer, Ali Özbaş, Sebastian Ruhdorfer, Emin Serezlija, Andreas Trummer, Markus Untersteiner, Susanne Weitlaner, Julia Woess, Ji Zhao.
Extrakosmisches Dankeschön an: Lennard, Luna, Mariana, Mila, Omar, Pedra, Shiloh und Yuri, die Kosmonauten.
Die Weltraumforschung nimmt an, dass es mindestens 100 Milliarden Exoplaneten in unserer Galaxie gibt. Das ist eine Vielzahl neuer möglicher Lebensräume. Wie vielfältig könnte also Leben noch sein?
Daniela Brasil und Silvana Beraldo laden dazu ein, sich diese ungeahnt anderen Wesen und Welten vorzustellen. Ihre Vielfalt von Organismen entzieht sich jeder Zuordnung, auch wenn die Grün- und Rosatöne der Aquarellzeichnungen, die sich zum Braun der Erde mischen, eine Referenz auf Pilze, Bakterien, Pflanzen- oder Tierreich sind. Mit klingenden Widersprüchen in vielen Sprachen unterwandern sie das Erwartete: Gletscher glühen, Wälder wüten, Steine blühen, Flüsse schweben ...
Damit Leben erhalten bleiben kann, muss es seine Umgebung gestalten und sie zu seinen Gunsten verändern. Oder anders: Die Bedingungen seiner Umgebung sind dem Leben eingeschrieben und umgekehrt ist es ebenso. Mit den mindestens 100 Milliarden Exoplaneten, die wir in unserer Galaxie vermuten, ist jetzt auch von einer Vielzahl möglicher Lebensräume auszugehen. Sie sind vielfach wohl ganz anders als jene auf der Erde, und damit taucht die Frage auf: Wie vielfältig könnte Leben noch sein?
Daniela Brasil und Silvana Beraldo nähern sich diesen ungeahnt anderen Lebensformen über poetische Verfremdungen an. Einfache musterhafte Elemente versammeln und verdichten sie zu wunderbaren Wesen und werdenden Welten ... oder zu werdenden Wesen und wunderbaren Welten. Diese Vielfalt von Organismen entzieht sich jeder Zuordnung, wiewohl die Grün- und Rosatöne der Aquarellzeichnungen, die sich zum Braun der Erde mischen, eine Referenz auf Pilze, Bakterien, Pflanzen- oder Tierreich sind. Mit fantastisch klingenden und zur Welt der Erde paradoxen Wendungen in vielen Sprachen wird auch im Sprachklang das Erwartete unterwandert: Gletscher glühen, Wälder wüten, Steine blühen, Flüsse schweben ...In dieser künstlerischen Erkundung des Lebendigen und der Qualitäten des Lebens ist alles mit allem verwoben, nichts ist feststehend oder isoliert, alle Zuschreibungen und Widersprüche bleiben schwebend, um dem ungreifbaren Werden Raum zu geben. So und zugleich ganz anders (un)organisiert sich das Leben in Balancen und löst die Grenzen zwischen dem Belebtem und dem Unbelebten auf.